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6. November 2024

Fachveranstaltung zum Modellprogramm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!”

“Über Bezugspersonen zum Ausbildungsplatz?” – unter dieser Leitfrage lud das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) am Mittwoch, den 6. November 2024, die 16 Projekte und weitere Mitwirkende des ESF Plus-Modellprogramm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!” sowie Expert*innen aus dem Bereich Übergang Schule-Berufsausbildung ins Konferenzzentrum in der Mauerstraße in Berlin ein, um sich zu ersten Erfolgen und Hürden des Programms auszutauschen und um gemeinsam eine Zwischenbilanz zu ziehen.

Nach einer Begrüßung durch Dr. Carsten Stender, den Abteilungsleiter des BMAS, und einer kurzen Einführung in das Programm mit dem Titel “Warum eigentlich Bezugspersonen?” durch die Initiatorin des Programms, Neslihan Altun (BMAS), hielt Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, ein Grußwort. In diesem legte er dar, welche Ziele das Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit dem Modellprogramm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!” verfolgt und wie die bisherigen Erfahrungen sind:

“Die Förderung der Berufsausbildung ist eine wichtige Stellschraube, um Fachkräfte zu gewinnen. Gerade bei jungen Menschen mit Migrationsgeschichte besteht noch erhebliches Potenzial. Mit dem ESF Programm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!” gehen wir neue Wege. Wir sprechen mit Eltern, Lehrer*innen oder Sporttrainer*innen die Personen an, die eine sehr wichtige Rolle beim Übergang von der Schule in den Beruf einnehmen. Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen: Es ist sehr wichtig, auch diesen Personenkreis anzusprechen, denn so kann das Wissen über das Ausbildungssystem und die vielen Möglichkeiten einer Berufsausbildung an die Jugendlichen weitergegeben und dafür geworben werden.”

Anschließend sprach auf dem Podium mit Vertreter*innen der Rat geben-Projekte. Diese berichteten über ihre Erfahrungen während der Projektarbeit, skizzierten erste Erfolge und Herausforderungen bei der Schulung von Bezugsgruppen und beschrieben Möglichkeiten der inhaltlichen Weiterentwicklung des Programms.

Frau Özcan vom Träger Grone berichtete über die intensive Netzwerkarbeit der Projekte:

“Ganz wichtig ist, dass wir die migrantischen Vereine oder sozialen Einrichtungen vor Ort aufsuchen. Im direkten persönlichen Austausch mit Eltern und Ehrenamtler*innen sprechen wir über die Bedarfe und können dann bedürfnisorientierte Schulungen und Beratungen anbieten. Viele Eltern sind sich zum Beispiel ihrer wichtigen Rolle auf dem Berufsweg der eigenen Kinder nicht bewusst. Für diese Sensibilisierung leisten wir einen wichtigen Beitrag.”

Es folgte ein Panel zur Fragestellung “Übergange von der Schule in eine Berufsausbildung bei jungen Menschen mit Migrationsgeschichte: Wo stehen wir und was ist zu tun?” Prof. Silke Anger, IAB, hielt einen Vortrag über Potentiale und Hindernisse bei der Berufsausbildung von Personen mit Migrationsgeschichte. Ralf Becker (GEW), Adem Türkel (moveGLOBAL) und Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp (ZDH) kommentierten und erläuterten ihre Erfahrungen und Eindrücke aus der Praxis.

Nach der Mittagspause diskutierten Dr. Mehmet Alpbek (Vorstand Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen / Bundesgeschäftsführer der Föderation türkischer Elternvereine in Deutschland e.V.), Arzu Pehlivan (Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten e.V., Projektleitung KAUSA-Landesstelle Hamburg), Prof. Ralph Conrads (Hochschule der Bundesagentur für Arbeit), Dr. Elizabeth Beloe (Vorstandsvorsitzende Bundesverband Netzwerke von Migrant*innenorganisationen e.V.) und
Bianca Tamadon (DOSB, Programmleitung „Integration durch Sport“) neue Wege in die Berufsausbildung für junge Menschen mit Migrationsgeschichte. Neben der wichtigen Rolle von Bezugspersonen wurde hier u. a. auf sprachliche Hürden bei der Beruflichen Orientierung hingewiesen.

Eine inspirierende Veranstaltung mit wertvollen Einblicken in die aktuelle Projektarbeit der 17 Rat geben-Projekte, mit spannenden Vorträgen zu den Potentialen und Herausforderungen im Übergang Schule- Berufsausbildung bei jungen Menschen mit Migrationsgeschichte sowie anregenden Diskussionen zur Rolle von Bezugspersonen als wichtige Ratgebende.

Insgesamt wurden bislang ca. 6000 Bezugspersonen über das Modellprogramm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!” bundesweit erreicht, geschult und für ihre Rolle als wichtige Ratgebende von jungen Menschen mit Migrationsgeschichte gestärkt.

Das ESF Plus-Programm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!” ist ein Modellprogramm, das einen neuen Ansatz erprobt. Die Projekte sollen dabei helfen, Barrieren beim Zugang zur Berufsausbildung eingewanderter junger Menschen bzw. der jungen Nachkommen Eingewanderter zu überwinden. Zielgruppe sind nicht die Jugendlichen selbst, sondern ihre unmittelbaren Bezugspersonen (z. B. Eltern und Verwandte, Sozialarbeiter*innen, Trainer*innen aus Vereinen). Diese sollen als Ratgebende junge Menschen mit Migrationsgeschichte beim Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung unterstützen.


Bild oben v.l.n.r.: Özlem Kutlu (Teilnehmende des Programms als “Bezugsperson”, vorn), Camilla Goméz (Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft), Evelyn Jabben (Unternehmer ohne Grenzen e.V.), Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg (Bundesministerium für Arbeit und Soziales), Frau Özcan (Grone Bildungswerk NRW gGmbH ), Susanne Kretschmer (Moderation, vorn) und Damla Türkel (Joblinge gAG Südwest).