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Ort: Berlin

Türkische Delegation besucht Berliner Rat geben-Projekte

Eine Delegation des türkischen Arbeitsministeriums besuchte am 2. Dezember 2024 die zwei Projekte “Zielbewusst für die Ausbildung” und “# Rat zur Ausbildung” des ESF Plus-Programms „Rat geben – Ja zur Ausbildung!“ im Global Village in Berlin Neukölln. Menschen mit türkischer Migrationsgeschichte stellen eine wichtige Zielgruppe des Programms dar. Der Besuch fand im Rahmen einer interministeriellen deutsch-türkischen Arbeitsgruppe statt.

Die Projektmitarbeitenden berichteten der türkischen Delegation, unter der Leitung von Samet Güneş, dem Generaldirektor der türkischen Arbeitsagentur IŞKUR, aus ihrem Beratungsalltag und von der Zusammenarbeit mit den Rat gebenden Bezugspersonen.

Eine davon ist Gizem Avcı. Sie hat als Ratgebende an verschiedenen Schulungen bei moveGLOBAL teilgenommen und unterstützt ehrenamtlich bei MORUS 14 e.V. Jugendliche in Berlin-Neukölln beim Übergang von der Schule in die Berufsausbildung. Bei dem Besuch berichtete sie der türkischen Delegation von ihren Erfahrungen mit dem Projekt und den Jugendlichen:

„Die Teilnahme hat mir in zwei Bereichen sehr geholfen. Es gibt einen hilfreichen Erfahrungsaustausch, wie Jugendliche beim Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung unterstützt werden können. Und es entstehen vielfältige Netzwerke, auf die wir zurückgreifen können und die gerade für unsere ehrenamtliche Arbeit sehr wichtig sind.“

Dr. Alpbek von der Föderation Türkischer Elternvereine in Deutschland nahm auch an dem Austausch teil und unterstrich die Bedeutung des Programms: „Das Bildungssystem und die Möglichkeiten nach der Schule sind nicht immer einfach durchzublicken, damit tun sich auch andere Eltern schwer. Das Projekt ist vor diesem Hintergrund umso wertvoller.“

Die türkische Delegation lobte den Ansatz des Programms und tauschte sich zur besonderen Rolle von Bezugspersonen junger Menschen mit Migrationsgeschichte aus. Um die Jugendlichen bestmöglich für ihre berufliche Zukunft zu unterstützen ist es wichtig, auch ihre Bezugspersonen zu schulen und sie über das Ausbildungssystem und die vielen Möglichkeiten einer Berufsausbildung in Deutschland zu informieren.

Das ESF Plus-Programm „Rat geben – Ja zur Ausbildung!“ soll dabei helfen, Barrieren beim Zugang zur Berufsausbildung von jungen Menschen mit Migrationsgeschichte zu überwinden. Dafür geht das Programm neue Wege und kooperiert mit Eltern, Lehrenden oder Sporttrainer*innen. Es spricht damit gezielt diejenigen Personen an, die eine wichtige Rolle beim Übergang von der Schule in den Beruf einnehmen. Die Europäische Union fördert zusammen mit dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) das Programm „Rat geben – Ja zur Ausbildung“ in Deutschland.

Grüne Zukunftsberufe in der Berufsorientierung

Am 21. Novenber 2024 war unser BENdA-Kollege Kai Simmerl zu Gast im Bundesministeriums für Arbeit und Soziales beim Fachgespräch „Ökologische Nachhaltigkeit im ESF Plus“, organisiert von der FAQT Fachstelle Querschnittsthemen im ESF Plus.

Im Austausch zur Umsetzung der Ökologischen Nachhaltigkeit im ESF Plus konnte er das Modellprogramm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!” Vertreter*innen u. a. aus dem Arbeits-, Bildungs- und Wirtschaftsministerium sowie von weiteren ESF Plus-Projekten vorstellen. Dabei ging er beim Themenschwerpunkt “Gute Praxis” insbesondere auf den Prozess ein, wie bei Rat geben versucht wird, die von der Fachstelle FAQT identifizierte Leerstelle „Grüne Zukunftsberufe in der Berufsorientierung“ im Querschnittsthema Ökologische Nachhaltigkeit durch Kooperationen, Kompetenzentwicklung und Bausteine für Schulungsmaterialien zu füllen.

Neben dem praxisorientierten Austausch gab es bei der Veranstaltung auch viele spannende Inputs. So wurde im Vortrag von Florian Lehmer (IAB) über die neuesten Studienergebnisse zu Arbeitsmarktperspektiven durch die ökologische Transformation und das damit verbundende “Greening der Arbeitswelt” deutlich. Durch die Wahl eines grünen Zukunftsberufes wie beispielsweise eine Ausbildung zum/r Heizungsinstallateur*in, der/die beispielsweise Wärmepumpen einbaut, kann nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Energiewende geleistet werden, sondern bietet solch eine Berufswahl neben einer langfristigen Jobsicherheit auch gute Arbeitsbedingungen.

Julika Schmitz von der Fachstelle Querschnittsthemen im ESF Plus (FAQT) setzte weitere wichtige Impulse und stellte verschiedene Good Practice Beispiele für eine nachhaltige Projektumsetzung vor. Schließlich boten drei themenorientierte BarCamps den Teilnehmenden viel Raum für praxisorientierten Austausch und wertvollen Wissenstransfer.

Wir von BENdA unterstützen als bundesweite Vernetzungsstelle die Rat geben-Projekte dabei, die drei Querschnittsthemen Gleichstellung der Geschlechter, Antidiskriminierung und Ökologische Nachhaltigkeit in ihrer Projektumsetzung mitzudenken. Dafür fand unter anderem am 5. November 2024 ein bundesweites Vernetzungstreffen zum Thema ESF Plus-Querschnittsthemen in Berlin statt, bei dem wir tolle Referent*innen aus innovativen Projekten und Institutionen zu diesen Themenbereichen einluden.

Fachveranstaltung zum Modellprogramm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!”

“Über Bezugspersonen zum Ausbildungsplatz?” – unter dieser Leitfrage lud das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) am Mittwoch, den 6. November 2024, die 16 Projekte und weitere Mitwirkende des ESF Plus-Modellprogramm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!” sowie Expert*innen aus dem Bereich Übergang Schule-Berufsausbildung ins Konferenzzentrum in der Mauerstraße in Berlin ein, um sich zu ersten Erfolgen und Hürden des Programms auszutauschen und um gemeinsam eine Zwischenbilanz zu ziehen.

Nach einer Begrüßung durch Dr. Carsten Stender, den Abteilungsleiter des BMAS, und einer kurzen Einführung in das Programm mit dem Titel “Warum eigentlich Bezugspersonen?” durch die Initiatorin des Programms, Neslihan Altun (BMAS), hielt Dr. Rolf Schmachtenberg, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, ein Grußwort. In diesem legte er dar, welche Ziele das Bundesministerium für Arbeit und Soziales mit dem Modellprogramm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!” verfolgt und wie die bisherigen Erfahrungen sind:

“Die Förderung der Berufsausbildung ist eine wichtige Stellschraube, um Fachkräfte zu gewinnen. Gerade bei jungen Menschen mit Migrationsgeschichte besteht noch erhebliches Potenzial. Mit dem ESF Programm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!” gehen wir neue Wege. Wir sprechen mit Eltern, Lehrer*innen oder Sporttrainer*innen die Personen an, die eine sehr wichtige Rolle beim Übergang von der Schule in den Beruf einnehmen. Unsere bisherigen Erfahrungen zeigen: Es ist sehr wichtig, auch diesen Personenkreis anzusprechen, denn so kann das Wissen über das Ausbildungssystem und die vielen Möglichkeiten einer Berufsausbildung an die Jugendlichen weitergegeben und dafür geworben werden.”

Anschließend sprach auf dem Podium mit Vertreter*innen der Rat geben-Projekte. Diese berichteten über ihre Erfahrungen während der Projektarbeit, skizzierten erste Erfolge und Herausforderungen bei der Schulung von Bezugsgruppen und beschrieben Möglichkeiten der inhaltlichen Weiterentwicklung des Programms.

Frau Özcan vom Träger Grone berichtete über die intensive Netzwerkarbeit der Projekte:

“Ganz wichtig ist, dass wir die migrantischen Vereine oder sozialen Einrichtungen vor Ort aufsuchen. Im direkten persönlichen Austausch mit Eltern und Ehrenamtler*innen sprechen wir über die Bedarfe und können dann bedürfnisorientierte Schulungen und Beratungen anbieten. Viele Eltern sind sich zum Beispiel ihrer wichtigen Rolle auf dem Berufsweg der eigenen Kinder nicht bewusst. Für diese Sensibilisierung leisten wir einen wichtigen Beitrag.”

Es folgte ein Panel zur Fragestellung “Übergange von der Schule in eine Berufsausbildung bei jungen Menschen mit Migrationsgeschichte: Wo stehen wir und was ist zu tun?” Prof. Silke Anger, IAB, hielt einen Vortrag über Potentiale und Hindernisse bei der Berufsausbildung von Personen mit Migrationsgeschichte. Ralf Becker (GEW), Adem Türkel (moveGLOBAL) und Dr. Kirsten Kielbassa-Schnepp (ZDH) kommentierten und erläuterten ihre Erfahrungen und Eindrücke aus der Praxis.

Nach der Mittagspause diskutierten Dr. Mehmet Alpbek (Vorstand Bundeselternnetzwerk der Migrantenorganisationen / Bundesgeschäftsführer der Föderation türkischer Elternvereine in Deutschland e.V.), Arzu Pehlivan (Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten e.V., Projektleitung KAUSA-Landesstelle Hamburg), Prof. Ralph Conrads (Hochschule der Bundesagentur für Arbeit), Dr. Elizabeth Beloe (Vorstandsvorsitzende Bundesverband Netzwerke von Migrant*innenorganisationen e.V.) und
Bianca Tamadon (DOSB, Programmleitung „Integration durch Sport“) neue Wege in die Berufsausbildung für junge Menschen mit Migrationsgeschichte. Neben der wichtigen Rolle von Bezugspersonen wurde hier u. a. auf sprachliche Hürden bei der Beruflichen Orientierung hingewiesen.

Eine inspirierende Veranstaltung mit wertvollen Einblicken in die aktuelle Projektarbeit der 17 Rat geben-Projekte, mit spannenden Vorträgen zu den Potentialen und Herausforderungen im Übergang Schule- Berufsausbildung bei jungen Menschen mit Migrationsgeschichte sowie anregenden Diskussionen zur Rolle von Bezugspersonen als wichtige Ratgebende.

Insgesamt wurden bislang ca. 6000 Bezugspersonen über das Modellprogramm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!” bundesweit erreicht, geschult und für ihre Rolle als wichtige Ratgebende von jungen Menschen mit Migrationsgeschichte gestärkt.

Das ESF Plus-Programm “Rat geben – Ja zur Ausbildung!” ist ein Modellprogramm, das einen neuen Ansatz erprobt. Die Projekte sollen dabei helfen, Barrieren beim Zugang zur Berufsausbildung eingewanderter junger Menschen bzw. der jungen Nachkommen Eingewanderter zu überwinden. Zielgruppe sind nicht die Jugendlichen selbst, sondern ihre unmittelbaren Bezugspersonen (z. B. Eltern und Verwandte, Sozialarbeiter*innen, Trainer*innen aus Vereinen). Diese sollen als Ratgebende junge Menschen mit Migrationsgeschichte beim Übergang von der Schule in eine Berufsausbildung unterstützen.


Bild oben v.l.n.r.: Özlem Kutlu (Teilnehmende des Programms als “Bezugsperson”, vorn), Camilla Goméz (Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft), Evelyn Jabben (Unternehmer ohne Grenzen e.V.), Staatssekretär Dr. Rolf Schmachtenberg (Bundesministerium für Arbeit und Soziales), Frau Özcan (Grone Bildungswerk NRW gGmbH ), Susanne Kretschmer (Moderation, vorn) und Damla Türkel (Joblinge gAG Südwest).

Bundesweites Vernetzungstreffen am 5. November 2024

Am Dienstag, den 5. November 2024, fand das zweite bundesweite Vernetzungstreffen ESF-Plus-Modellprogramms ‘Rat geben – Ja zur Ausbildung!’ in diesem Jahr statt. Dieses Mal trafen sich die Vertreter*innen der projekttragenden Organisationen aus 14 Bundesländern in Berlin, um sich gemeinsam zu den ESF Plus – Querschnittsthemen Gleichstellung der Geschlechter, Antidiskriminierung und Ökologische Nachhaltigkeit auszutauschen.

Neben einem Input durch Julika Schmitz von der Fachstelle Querschnittsthemen im ESF Plus (FAQT) und der Vorstellung verschiedener Good Practice-Beispiele aus den Rat geben-Projekten, boten drei themenorientierte Barcamps den Teilnehmenden viel Raum für praxisorientierten Austausch und Wissenstransfer.

Anschließend gaben drei Referentinnen aus verschiedenen Kontexten wertvolle Inputs für die Projektarbeit und beantworteten den Teilnehmenden ihre Fragen. Laura Müller, von KlimaAUSbildung, stellte ihre spannende Projekttätigkeit in Rahmen der Ökologischen Nachhaltig vor. Linda Brack von #Frauenmacht berichtete von den Inhalten und Zielen ihres engagierten Netzwerks und Amina Rayan, vom BENdA-Team und BV NeMO, hielt einen informativen Vortrag zum Thema Antidiskriminierung mit vielen hilfreichen Handlungsempfehlungen.

“Eine sehr informative Veranstaltung”, sagte eine Teilnehmende, “welche allen Rat geben-Projekten viel Wissenstransfer ermöglichte und zugleich genügend Raum für Austausch und Vernetzung bot.”

Vielen Dank an alle Teilnehmenden für die tollen Gespräche und die wertvollen Einblicke in Eure Projektarbeit. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal!

Euer BENdA-Team

Check-Up Kompetenzagentur gemeinnützige GmbH

Die Check Up Kompetenzagentur gGmbH ist als langjähriger anerkannter Träger der freien Jugendhilfe in der Beratung junger Menschen am Übergang Schule – Beruf tätig. In zwei regionalen Standorten der Jugendberufsagentur Berlin setzt Check-Up Coaching nach § 13.1 SGB VIII und die Erstberatung zu den kommunalen Eingliederungsleistungen nach 16a SGB II für Ratsuchende von 15- 27 Jahre um. Der Beschäftigungsträger BBZ Berlin gGmbH als Teilvorhabenpartner im Projekt „# Rat zur Ausbildung“ ist seit vielen Jahren in der Verbundausbildung und der Nachqualifizierung junger Menschen tätig.

moveGLOBAL e.V.

Das „move“ in unserem Namen steht für „Migrant*innen Orientieren Vernetzen Empowerment.“ Damals wie heute geht es uns als Dachverband darum, für Berliner Migrant*innen-Organisationen, öffentliche Räume zu schaffen, in denen ihre Anliegen gehört werden. Um dies zu erreichen, ist für uns deshalb eine antikoloniale, rassismuskritische und diversitätsorientierte Haltung bei der Umsetzung unserer Projekte und im Umgang mit unseren Mitgliedern essenziell.